Zentrum f. Sonnenenergie- u. Wasserstoff
Energie aus der Sonne - ganz ohne Silizium /
Solare Dünnschichttechnologie CIS erschließt neue Anwendungsgebiete - Deutschland etabliert sich als Leitstandort für Entwicklung und Produktion
04.09.2006 - 14:22 Uhr, Zentrum f. Sonnenenergie- u. Wasserstoff
Stuttgart/Dresden (ots) - "Die deutsche CIS-Forschung hat
gemeinsam mit deutschen Unternehmen einen Quantensprung in der
Dünnschichttechnologie geschafft: zum ersten Mal sind CIS-Module
hinsichtlich der Produktivität mit Siliziummodulen vergleichbar",
sagt Dr. Hansjörg Gabler, Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaik
und Vorstand des Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung
(ZSW) im Rahmen der 21. europäischen Photovoltaikkonferenz und
Ausstellung in Dresden. "Deutschland setzt sich damit an die Spitze
der Dünnschicht-Solartechnologie."
Bei der CIS-Technologie ersetzt eine chemische Verbindung aus
Kupfer, Indium, Gallium und Selen den derzeit teuren und knappen
Halbleiter Silizium. Schon lange wurde der CIS-Technologie gutes
Potenzial eingeräumt, denn CIS-Solarmodule sind als
Dünnschichttechnologie komplett unabhängig vom Halbleiter Silizium.
Vieldiskutiertes Thema der Konferenz ist daher nun der deutsche
Durchbruch bei der CIS-Technologie.
ZSW erwartet CIS-Boom
"Alle Anzeichen deuten auf einen CIS-Boom hin", so Gabler und
sieht deswegen für Deutschland weiterhin glänzende Perspektiven im
Solargeschäft. "Nach der Bekanntgabe des baden-württembergischen
Unternehmens Würth Solar, bereits in diesem Jahr mit der weltweit
ersten Großserienproduktion von CIS-Solarmodulen zu beginnen, haben
binnen kürzester Zeit andere Unternehmen nachgezogen und ähnliche
Absichten verkündet. Man muss abwarten, wie schnell diese Vorhaben
umgesetzt werden - in jedem Fall müssen die Firmen große
Anstrengungen unternehmen, um den Entwicklungsvorsprung von Würth
Solar aufzuholen."
Das ZSW setzt den Beginn der Großserienproduktion von Würth Solar
mit einer Initialzündung für die gesamte CIS-Technologie gleich. "Es
ist für den Solarstandort Deutschland ein großer Erfolg, wenn
innovative Solar-Technologien nicht nur hier entwickelt, sondern auch
in Deutschland in Serie produziert werden".
Viele neue Solaranwendungen durch CIS: Natürliche Stromversorgung
für Zelte
Ein wesentlicher Grund für das weltweite Interesse an
CIS-Solarmodulen ist, dass sie im Vergleich zu Solarmodulen auf
Silizium-Basis sehr flexibel einsetzbar sind. So können CIS-Module
nicht nur auf Dächer geschraubt, sondern beispielsweise auch direkt
in Häuserfassaden integriert werden. "Es ist bereits absehbar, dass
weitere neue Anwendungsformen serienreif werden", sagt Gabler. So
können CIS-Module schon in nicht allzu ferner Zukunft auf hauchdünner
Plastikfolie oder ebenso dünnen Edelstahlfolien aufgebracht werden.
Damit eröffnen sich wieder neue Anwendungsfelder, beispielsweise
könnten so gewöhnliche Trekking-Zelte beleuchtet werden. Aufgrund der
neu gewonnenen Biegsamkeit und der gleichzeitigen Gewichtsreduktion
wird CIS auch für Luftschiffe und die Raumfahrt interessant. Doch
auch für architektonische Herausforderungen wie beispielsweise
großflächigen Zeltdachkonstruktionen bieten CIS-Solarmodule
vollkommen neue Möglichkeiten.
Die Verwendung von flexiblen Folien in der CIS-Technologie birgt
darüber hinaus ein großes Kostensenkungspotenzial und wird so nach
Ansicht des ZSW entscheidend zur Zukunftsfähigkeit der gesamten
Photovoltaik beitragen.
Das ZSW erwartet durch die beginnende Serienproduktion von
CIS-Solarmodulen einen Schub für die gesamte Dünnschichtbranche.
Aktuell macht die Dünnschichttechnologie erst einen vergleichsweise
geringen Teil des Photovoltaikmarktes aus, doch dies wird sich nach
Ansicht des ZSW mittelfristig deutlich ändern. "20 Prozent
Marktanteil im Photovoltaikmarkt sind bis 2015 realistisch.
Dünnschichtmodule werden Solarmodule auf Silizium-Basis mittelfristig
nicht verdrängen, aber für alle Photovoltaikanwendungen eine immer
wichtigere Alternative sein", so Gabler.
Über die "21st European Photovoltaic Solar Energy Conference and
Exhibition":
Vom 4. bis 8. September 2006 findet in Dresden die international
bedeutendste wissenschaftliche Konferenz auf dem Gebiet der
Photovoltaik statt. Zur Konferenz erwarten die Veranstalter über
2.500 Teilnehmer aus über 90 Ländern. Die Konferenz soll ein klares
politisches Signal zum Innovationspotenzial der Photovoltaik und zu
ihren langfristigen Chancen für eine zukunftsfähige Energieversorgung
setzen. In zahlreichen Fachvorträgen und Foren werden aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse dargestellt und erörtert.
Parallel zur Konferenz findet die weltgrößte Photovoltaikmesse
statt. Über 400 Aussteller aus 29 Ländern präsentieren auf über
16.000 Quadratmetern die neuesten Produktentwicklungen in den
Bereichen Solarzellen, Solarmodule und Systemtechnik.
Die Konferenz wird unter anderem von der UNESCO, der Europäischen
Kommission, dem Bundesministerium für Umwelt und dem europäischen
Industrieverband EPIA institutionell unterstütz.
Über das ZSW:
Das ZSW ist ein weltweit anerkanntes Forschungsinstitut auf dem
Gebiet der Dünnschicht-Photovoltaik. Seit Beginn der 90er Jahre
forscht das ZSW intensiv an der CIS-Technologie und hat sie mit
Fördermitteln des Bundes und des Landes Baden-Württemberg bis zur
Produktionsreife geführt. Das ZSW ist eine industrienahe
Forschungseinrichtung, die Wissen aus der Grundlagenforschung in die
industrielle Praxis überträgt. Neben der
Photovoltaik-Dünnschichttechnologie ist dies aktuell die Entwicklung
der Brennstoffzelle und die technologische Nutzung von Biomasse. Das
ZSW beschäftigt an den Standorten Stuttgart und Ulm ca. 100
Ingenieure und Wissenschaftler.