Startschuss für Rekordbau
vom 12. März 2016
Aus der Redaktion des Flensburger Tageblatts
UKSH-Zentralklinikum und Zentrum für Wissenschaft und Forschung entstehen in den kommenden Jahren auf dem Kieler Campus
Lange vor der Bundeskanzlerin hat das Uniklinikum Schleswig-Holstein den Spruch für sich entdeckt, der jetzt im Riesenformat an den Bauzäunen hängt. Und UKSH-Chef Jens Scholz ist sich sicher: „Wir – wir schaffen das!“ Gemeint ist der Umbau des größten Klinikums Norddeutschlands, mit seiner teilweise desaströsen Bausubstanz, in ein modernes Zentralklinikum.
Gemeinsam mit Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) und den Baukonsortien BAM/VAMED gab Scholz gestern den Startschuss für die Millionen schweren Umbauarbeiten. Anschließend wurde der Interimsbau des neuen Mutter-Kind-Zentrums mit einem Tag der offenen Tür eingeweiht.
Scholz gab sich feierlich: „Wir legen heute den Grundstein für das größte Bauvorhaben in der 350-jährigen Geschichte der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein.“ Und Albig verkündete, die bauliche Erneuerung sorge dafür, „dass hier weiterhin Spitzenmedizin und -forschung betrieben werden kann“. Die Dimensionen sind in der Tat rekordverdächtig:. „Hier, im nördlichsten Bundesland, entsteht inmitten des Campus Kiel das deutschlandweit größte Klinikprojekt“, erklärte Alexander Naujoks, Vorstandschef der BAM Deutschland AG, die den sechsstöckigen Neubau mit insgesamt 63 000 Quadratmetern Nutzfläche erstellen und dann an das Land vermieten wird. Finanziert wird das Projekt zu 75 Prozent vom UKSH (mit zinsgünstigsten Landeskrediten), der private Anteil des Auftragnehmers liegt bei 25 Prozent. Die Fertigstellung für alle Baumaßnahmen ist für Ende des Jahres 2019 vorgesehen.
Schon jetzt ist die Orientierung auf dem innenstadtnahen UKSH-Gelände schwierig. Mehrere prägnante Bauten –wie etwa die Radiologie und die nicht denkmalgeschützten Teile der Frauenklinik – wurden bereits abgerissen, um das Baufeld für das Zentralklinikum mit demnächst über 630 Betten zuschaffen. Hier sollen später alle Kliniken - auch die Klinik für Innere Medizin und die Kinderklinik – einziehen. Die bisherige Bausubstanz stammt teilweise aus dem 19. Jahrhundert und kann nicht mehr nach optimalen klinischen und wirtschaftlichen Aspekten betrieben werden. Die besondere Herausforderung: Die Bauarbeiten erfolgen während des laufenden Klinikbetriebs, was eine logistische Meisterleistung voraussetzt.
Gebaut wird aber nicht nur am neuen Zentralklinikum für die medizinische Maximalversorgung der Bevölkerung, sondern auch an einem neuen Studien- und Forschungscampus an der Feldstraße. Hier sollen Vorlesungs- und Seminarräume, aber auch die Laboratorien der Wissenschaftler gebündelt werden. Bislang – so erklärte der Dekan der Fakultät Professor Ulrich Stephani – hat jede Klinik einen eigenen Hörsaal und Studenten beklagen das fehlende „Campus-Feeling“ in Kiel. Das soll sich jetzt ändern: Gegenüber der Gelehrtenschule an der Feldstraße ist bereits die Baugrube für den ersten 30 Millionen Euro teuren Forschungsneubau ausgehoben. Ein zweiter wird ab 2020 auf dem derzeitigen Gelände der Hautklinik entstehen. Geplant sind zudem umfangreiche Grünanlagen und ein zentrales Hörsaalgebäude im denkmalgeschützten Hauptbau der heutigen Klinik für Innere Medizin. Deren Nachkriegsanbau wird nach Fertigstellung des neuen Zentralklinikums abgebrochen. Insgesamt werden knapp 90 Millionen Euro vom Land investiert.